Ein alter Koffer liegt auf einer Gepäckablage.
© Markus Spiske/Unsplash

,,Dann ging es mit sieben Koffern und vier Kindern nach Bayern.‘‘

Christine Maul

Ausreise aus der DDR als junge Mutter

Diese aussagekräftigen Worte stammen von Christine Maul. Sie lebte in der DDR und blickt heute noch hin und wieder auf die alte Zeit zurück. Heute lebt die 64-Jährige in Hannover und ist bereit, über ihr Schicksal zu sprechen.

Frau Maul ist in der DDR aufgewachsen, jedoch wurde sie kurz vor dem Mauerfall zusammen mit ihrem Ex-Mann und ihren vier Kindern aus der DDR ausgewiesen. Daher reiste sie von Dresden nach Bayern. Aus diesem Grund eignet sie sich als Gesprächspartnerin, da sie aus Sicht einer jungen Mutter sowie die Sicht einer ehemaligen DDR-Bürgerin ihre Erfahrungen über das Ankommen in einer Demokratie teilen kann. Da sie Großmutter eines Mitschülers ist, konnten wir sie als Interviewpartnerin gewinnen.

Aufgrund ihrer Gastfreundschaft konnten wir sie bei sich zuhause besuchen und dort das Interview führen. Die Atmosphäre war besonders wohltuend, da uns Kaffee und Kuchen angeboten wurde.

Frau Maul erzählt dabei über ihr spannendes Leben, in dem vor allem die Ausreise aus der DDR sowie das Ankommen in der BRD eine große Rolle spielten. Sie berichtet, dass sie einen Ausreiseantrag gestellt hat, welcher im weiteren Verfahren auch bestätigt wurde. Sie hatte dann 24 Stunden Zeit, die DDR zu verlassen und war für eine unbestimmte Zeit aus der DDR verbannt. Zuerst hatte sie ihr Eigentum wie Haus und Grundstück verkauft und machte sich dann mit sieben Koffern und vier jungen Kindern auf die Reise nach Bayern. Insgesamt kam sie dort in drei Auffanglager, bevor sie einen festen Wohnsitz hatte. Sie hatte keine Verwandtschaft im Westen. Die Ausreise war nach ihrer Ansicht also deutlich anstrengender, als das Leben in der DDR. „Ich persönlich war ja in der DDR eigentlich zufrieden, weshalb es keine Erleichterung gab.‘‘ Diese Aussage hat uns überrascht, da wir die Vorannahme hatten, dass sie dort kein gutes Leben hatte. Frau Maul berichtete aber, dass sie von ihrem Ex-Mann gedrängt wurde und die Ausreise somit keine freie Entscheidung war. Zudem antwortete Frau Maul auf die Frage, ob sich das Leben in der BRD anders anfühlte mit den Worten: „Ehrlich gesagt nicht wirklich‘‘. Jedoch empfand sie einen Unterschied zwischen der DDR und der BRD im Konsum, denn damals waren die Menschen sparsamer. Außerdem wurde sie früher in der DDR zur Wahl gezwungen, wenn sie nicht auftauchte, wurde sie in ein Wahllokal gebracht. In der BRD ist es dagegen für Wahlberechtigte freiwillig zu wählen.

Das Interview mit Frau Maul hat gezeigt, dass das Ankommen in der Demokratie aufgrund der genannten Umstände erschwert, jedoch nicht verhindert wurde. Die Umstellung von der DDR zur BRD fiel ihr jedoch leicht, da für sie der fast einzige Unterschied das Vorgehen der Wahl sowie das Wahlergebnis war. Es lässt sich also anhand der Angaben festhalten, dass die Demokratie ihr Leben nicht verändert hat, da sie zuvor schon zufrieden war.

Wir danken Frau Maul für ihre Zeit und ihre Bereitschaft, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen.

Autoren: Rabi, Pascal, Yannick, Lasse 

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