„Hier in Deutschland wurden mein Beruf und meine Ausbildung nicht anerkannt“
Katharina
Beruflich nicht anerkannt
Katharina* ist Mitte siebzig und sowohl in Kasachstan als auch in Sibirien aufgewachsen. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung als Kulturreferentin. Inzwischen lebt sie seit mehr als 30 Jahren nahe Celle und ist schon in Rente.
Wir redeten mit Katharina unter anderem über ihre berufliche Laufbahn. Dabei interessierte uns besonders, wie es für sie als Russlanddeutsche war, einen Job zu finden. Sie erzählte uns dabei von Vorurteilen, mit denen sie als Deutsche mit russischen Wurzeln zu kämpfen hatte und wie es war, selbständig zu werden. Sie eignete sich gut als Gesprächspartnerin, da sie in ihrem langen Leben sowohl die Arbeitswelt in der Sowjetunion als auch in Deutschland erleben konnte.
Wir trafen sie in Celle in einem Gebäude der Caritas. Sie hatte selbst vorgeschlagen, sich dort zu treffen, da sie sich dort immer mit anderen Russlanddeutschen traf. Dort interviewten wir sie dann eine halbe Stunde.
Zunächst erzählte sie uns von ihrer Schulzeit. Diese nahm sie als normal wahr. Trotz einiger Sticheleien, die sie sich aufgrund ihrer deutschen Herkunft anhören musste, genoss sie ihre Schulzeit und wurde sogar ein paar Mal zur Klassensprecherin gewählt. Nach ihrer Schulzeit und einem guten Schulabschluss begann sie eine Ausbildung als Kulturreferentin. Dabei erzählte sie uns von den unterschiedlichsten Aufgaben die sie hatte. Sie war unter anderem für die Organisation von Festen zuständig, sowie teilweise für die Betreuung von Kindern. Wir fragten sie, was sie tat, als sie nach Deutschland immigrierte. Hier beschrieb sie dann den ganzen Aufwand, den sie durchmachen musste. Als sie hier ankam, war sie nämlich schon 45 Jahre alt. Natürlich wollte sie den Beruf ausüben, den sie auch in der Sowjetunion erlernt hatte. Jedoch wurde ihr Abschluss hier nicht anerkannt und so musste sie sich nach vielen Prüfungen der deutschen Sprache und einem riesigen bürokratischen Aufwand, um ihre beiden Söhne mitzubekommen, etwas Neues suchen. Sie begann dann in Deutschland eine Ausbildung zur Krankenpflegerin. Den Beruf übte sie jedoch krankheitsbedingt auch nur noch etwas mehr als zwei Jahre aus. Es war schwer für sie, etwas Neues zu finden, da sie oftmals beruflich nicht wirklich anerkannt wurde und wenn doch, ihr nur Teilzeitstellen angeboten wurden, die ihre monatlichen Kosten einfach nicht decken konnten. Also suchte sie sich 2003 oder 2004 (das weiß sie nicht mehr so genau) wieder etwas Neues. Sie wurde selbstständig und baute selbst eine ambulante Krankenpflege auf, da sie viele ältere Bekannte bzw. Menschen mit älteren Verwandten hatte. Auch wenn sie es anfangs als schwieriger empfand als die vorherige Jobsuche, arbeitete sie sich ein und es ging irgendwann. Den Beruf übte sie noch einige Jahre aus und ging dann vor ein paar Jahren in Rente. Weiterhin hilft sie noch dreimal in der Woche als Putzkraft in einer Schule aus.
Das Interview hat gezeigt, wie schwer man es als Migrantin in Deutschland gerade auf dem Arbeitsmarkt haben kann. Natürlich muss man sagen, dass sie zur Zeit ihrer Ankunft bereits 45 war und einen nicht so stark in Deutschland gefragten Beruf erlernt hatte, trotzdem hatte sie es schwer aufgrund einiger Vorurteile und einem großen bürokratischen Aufwand.
Wir danken Katharina für ihre Zeit und ihre Bereitschaft, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen.
*Zum Schutz der Privatsphäre wird ein Pseudonym verwendet.
Autoren: Lennard & Erik