Ausgrabungen am Hamburger Domplatz
© Bullenwächter/Wikipedia CC BY-SA 3.0

„Die Menschen wären froh gewesen, wenn sie unsere Möglichkeiten gehabt hätten.“
 

Prof. Dr. Dr. Rainer Hering

Ham(ma)burg

In unserem Forschungsprojekt haben wir uns mit der Vor- und Frühgeschichte unserer Hansestadt Hamburg beschäftigt und wollten der Forschungsfrage nachgehen, inwiefern die Menschen zur Zeit der Entstehung der Stadt Hamburg hier gelebt und vor allem in welchen Verhältnissen sie gewohnt haben. Zentral dafür war vor allem die sogenannte Hammaburg – eine hölzerne Niederungsburg, die im Bereich der heutigen Hamburger Innenstadt lag, in unmittelbarer Nähe zum heutigen Rathausmarkt.

Professor Dr. Dr. Rainer Hering ist ein deutscher Archivar und Historiker, der Geschichtswissenschaften studierte und nun an der Universität Hamburg tätig ist. Auf der Website dieser haben wir herausgefunden, dass er sich auf die Geschichte Hamburgs spezialisiert, weshalb er ein geeigneter Gesprächspartner ist, um uns etwas über die Frühgeschichte der Entstehung Hamburgs zu erzählen.

Auf seinen Vorschlag hin haben wir uns in der Universität getroffen, da er sich ohnehin dort aufgehalten hat. In einem Seminarraum, in dem wir ungestört und in Ruhe reden konnten, hat er uns empfangen und angefangen, seine Notizen zu den von uns im Voraus gestellten Fragen vorzutragen.

In unserer ersten Frage hat Professor Hering uns von dem Leben in der Hammaburg berichtet, welche zwischen 810 und 831 entstanden und gegründet worden ist. Die Lage der Siedlung war insofern günstig, da Kaufleute an der Elbe einen ausgesprochen guten Handel betreiben konnten. Daher kamen und siedelten immer mehr Händler dort an und das Gebiet in und um die Hammaburg wuchs. Vor dem ersten großen Meilenstein, der nach 5.000 Einwohnern um das Jahr 1300 erreicht wurde, war das Leben in der Hammaburg sehr einfach gehalten und von einer dreckigen sowie unhygienischen Umwelt, sozialen und finanziellen Ungleichheiten und von harter Arbeit geprägt.

Probleme, wie harte Winter und eine starke Hungersnot, gehörten zum Alltag der Bevölkerung und auch die Holzhütten, die meist aus einem einzigen Zimmer bestanden und den Wohnraum für eine aus mehreren Generationen bestehende Familie darstellten, boten keinen Rückzugsort. Die Arbeit, welche von Sonnenaufgang bis -untergang verrichtet wurde, stand während des frühen Mittelalters im Vordergrund.
Berufliches und Privates wurde demnach kaum voneinander getrennt und die Freizeitgestaltung war sehr eingeschränkt. Nur die privilegierten Kaufleute fanden ab und zu die Zeit, sich gesellschaftlich zu engagieren und in Kontakt mit anderen Leuten zu treten.

Ihr Vertrauen schenkten die Menschen allein der Kirche, da sie sich dort oft aufgehalten haben und beispielsweise die Gottesdienste ihre einzige Informationsquelle waren. Frauen hatten so gut wie keine Rechte und ihre einzige Aufgabe und Beschäftigung war es, den typischen bzw. traditionellen Pflichten in der Hausarbeit nachzugehen.

Das Interview mit Professor Hering hat gezeigt, dass das Ankommen den Menschen in der Hammaburg insofern „leicht“ fiel, dass es an der Elbe gelegen ein lukrativer Arbeitsort für die Händler war, sodass sie durch ihren Verdienst ein bescheidenes Leben führen konnten. Jedoch wäre es beschönigend, zu behaupten, dass das Leben im frühen Mittelalter schön war und man sich einen privilegierten Lebensstandard oberhalb des absoluten Minimums leisten konnte.

Die Häuser waren nicht wirklich wohnlich und zum Wohlfühlen geeignet. Das soziale Leben war massiv bis komplett eingeschränkt, sodass es keine Gemeinschaft gab, durch die das Ankommen in der neuen Stadt erleichtert worden wäre. Die Menschen kamen damals vor allem aus den umliegenden Besiedlungen nahe Hamburg. Vor allem für Frauen war das Ankommen in einer fremden Gemeinschaft ohne Rechte schwer und die sozialen Ungleichheiten waren so weitreichend, dass die ärmsten Menschen in materieller Hinsicht wirklich nichts hatten, was das Leben lebenswert gemacht hat.

Insgesamt hat uns das Interview die Lebensweise in der Hammaburg vor rund 1200 Jahren nähergebracht, sodass wir nun dankbar für unsere privilegierte Gesellschaft mit einem guten Rechts- und Gesundheitssystem sowie stabilen und wohnlichen Häusern sein können. Es hat uns sehr gefallen, Informationen zu diesem interessanten Thema zu erlangen und wir haben dadurch auch viel Neues dazugelernt.

Wir bedanken uns bei Herrn Hering für seine Zeit und Bereitschaft, seine Kenntnisse mit uns zu teilen.

Autorinnen: Emily, Antonia und Maja

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