Das historische Löwengebäude der Martin-Luther-Universität Halle im Herbst. Es liegt gelbes Laub auf der Wiese und auf dem Weg vor dem Gebäude. Der Himmel ist strahlend blau.
© Paul Muster/Wikimedia Commons CC BY 3.0

Muttersein und Wissenschaft

Unser Interview soll einen Einblick in die Rückkehr in den Beruf nach der Elternzeit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin geben. Der Arbeitsmarkt für Wissenschaftler ist hart, es gibt nur wenige feste Stellen, viele sind auf einige Jahre begrenzt. Umso interessanter ist der Eindruck einer Wissenschaftlerin, die Mutter eines Kindes ist und in Elternzeit gegangen ist.

Ulrike Pohle ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Halle. Sie ist 29 Jahre alt und hat eine auf vier Jahre befristete 60%-Stelle. Trotzdem werden volle Arbeitsstunden erwartet, da sie auf dieser Stelle Arbeit für ihre Doktorarbeit verrichtet. Ihr Vorgesetzter ist der Fachgruppenleiter, Arbeitgeber ist die Universität Halle, gezahlt wird vom Land Sachsen-Anhalt. Wir finden ihre Situation für das Interview interessant, da sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Berufsfeld mit recht hohem Leistungsdruck tätig ist.

Ulrike haben wir bei sich zuhause mit Kind getroffen. Es war ein entspanntes Treffen am Couchtisch mit einem Glas Wasser.

Ulrike ist vor einem Jahr und zwei Monaten Mutter geworden und infolgedessen ein Jahr in Elternzeit gegangen. Auch davor hat sich am Arbeitsplatz einiges für sie verändert: Über den standardmäßigen sechswöchigen Mutterschutz vor der Geburt hinaus nahm sie eine Gefahreneinschätzung vor, welche ihre Tätigkeiten im Labor einschränkte.

Als sie schließlich in Elternzeit ging, hatte Ulrike das Glück, dass ihr Vorgesetzter die Stelle für die Elternzeit, also ein Jahr, aussetzte. Deshalb kehrte sie nach dem Ende ihrer Elternzeit an ihren Arbeitsplatz zurück.

Ulrikes Vorgesetzter reagierte positiv auf die Schwangerschaft. Er ist selbst Vater und Ulrike fühlte sich während der Schwangerschaft und Stillzeit von ihm unterstützt. Ulrike nahm die Elternzeit, um an der wesentlichen Entwicklung ihres Kindes teilzuhaben und natürliches Stillen zu ermöglichen. Deshalb war die Entscheidung, ein Jahr Elternzeit zu nehmen, eine recht leichte für Ulrike. Bei ihrer Entscheidung Elternzeit zu nehmen, hatte auch der Arbeitgeber, beziehungsweise Fachgruppenleiter wenig Einfluss. So wurden diesem die nötigen Informationen mitgeteilt und die Elternzeit konnte ohne weitere Diskussionen genommen werden. Ulrike hatte darüber hinaus auch keine Bedenken über ihr zukünftiges Arbeitsverhältnis, da ihre Stelle kurz nach der Rückkehr enden würde. Darüber hinaus gab es durch die bereits erwähnte Aussetzung der Stelle nicht die Möglichkeit ersetzt zu werden.

Die Beantragung der Elternzeit bereitete Ulrike keine Probleme, beim Elterngeld jedoch beanstandete sie die involvierte Bürokratie, die unter anderem durch ihr Arbeitsverhältnis aufkam. So gab es erhebliche Wartezeiten für Dokumente, da diese von ihrem direkten Vorgesetzten über die Uni an das Land gesendet werden mussten.

Auch wenn das Verhältnis mit dem Vorgesetzten recht entspannt war, ging sie auch in der Elternzeit begrenzt Arbeitsaufgaben nach. Das Lesen der E-Mails war wöchentlich dran und auch die ein oder andere Stunde im Labor wurde gearbeitet. Dies geschah jedoch nicht nur aus Interesse des Arbeitgebers, sondern auch aus Ulrikes „Forschergeist” heraus.

Als das Jahr um war und sie wieder richtig mit der Arbeit startete, fühlte sie sich am Arbeitsplatz gut wieder aufgenommen. Auch wenn das Arbeitsverhältnis das gleiche blieb, nahm sich Ulrike vor, keine Überstunden mehr zu machen, auch wenn dies manchmal schwierig erscheint, da sie sehr in ihr Forschungsthema vertieft ist.

Obwohl das Jahr für das Abstillen gereicht hat, hätte Ulrike gerne länger Elternzeit genommen, um der Entwicklung ihres Kindes noch weiter beiwohnen zu können und diese mitgestalten zu können. Dies war jedoch aus finanzieller Sicht leider nicht möglich.

Auch wenn die finanzielle Seite, das Elterngeld, laut Ulrike zu kompliziert gestaltet ist, findet sie das Konzept der Elternzeit gut. Sie sieht die Lösung zwar nicht als perfekt, sagt jedoch auch, dass es in anderen Ländern Hilfen in diesem Umfang gar nicht gebe.

Das Interview zeichnet ein recht gelassenes Bild von dem Arbeitsverhältnis und auch der Wiedereinstieg nach der Elternzeit scheint geregelt und ohne Komplikationen verlaufen zu sein. Jedoch vermuten wir, dass sich der Wiedereinstieg in anderen Fällen wesentlich schwieriger gestalten könnte, da das Feld der Wissenschaft recht viel Konkurrenz bietet.

Abschließend möchten wir uns bei unserer Interviewpartnerin Ulrike Pohle für ihre Zeit und Offenheit bedanken.

Autor:innen: Aaron & Emily 

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