Junge Frau mit Schulbüchern in der Hand.
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Sprache und Job gingen vor

Sarina ist eine Bekannte von uns und hat uns ihre Geschichte erzählt, wie es für sie war, von Afghanistan nach Deutschland zu kommen. In diesem Interview ging es darum, wie es war für Sarina, das erste Mal in Kontakt mit der deutschen Demokratie zu stehen, und wer sie darüber wie aufgeklärt hat. Die Person, die wir interviewt haben, möchte gerne anonym bleiben, aus diesem Grund nennen wir sie im folgenden Text ausschließlich beim Vornamen.

Wir haben telefonisch einen Termin mit Sarina ausgemacht und haben uns wie abgesprochen am Sonntag, den 20.11.2022 in einem Café getroffen. Am Anfang des Treffens haben wir uns begrüßt und haben die Vorgehensweise besprochen. Im Voraus haben wir Sarina das Thema des Interviews mitgeteilt und ihr grob die Fragen zukommen lassen, damit sie sich darauf vorbereiten konnte und das Interview sprachlich einfacher für sie durchzuführen war.

Sarina ist in Kabul, Afghanistan, geboren und groß geworden und mit 18 Jahren nach Deutschland gekommen. Durch die schwierige Lebenssituation, aufgrund der Verfolgungen durch die Taliban, entschied sie sich dazu, in Deutschland Zuflucht zu suchen, auch wenn das bedeutete, ihre Familie zu verlassen. Ihre Tante war Flugbegleiterin und konnte sie nach Deutschland bringen. Sie haben ihre Flucht als Urlaub getarnt, nur deswegen war es möglich, nach Deutschland zukommen. Glücklicherweise konnte Sarina, als sie in Deutschland ankam, im Asylheim unterkommen und Asyl beantragen. Es war ein schwieriger Weg nach Deutschland und sie dachte oft, sie schafft es nicht. Die Vorstellung, ohne ihre Familie ganz alleine in ein fremdes Land zu gehen, hat sie sehr beängstigt. Der Gedanke, dass sie eventuell ihre Familie nie wieder sehen könnte oder dass sie vielleicht gar nicht aufgenommen wird, war schrecklich für sie.

Doch hat sich dies glücklicherweise zum Guten gewendet. In den 30 Jahren, die sie schon in Deutschland lebt, musste sie viele Hürden überwinden, wie zum Beispiel die deutsche Sprache zu erlernen und Arbeit zu finden. Sie wurde oft nicht akzeptiert und musste darum kämpfen, wahrgenommen zu werden und eine Chance zu bekommen. Sarina hat Bekanntschaften geschlossen, die ihr dabei halfen, doch hat sie sich ohne ihre Familie sehr alleine gefühlt. Sie fühlt sich bis heute noch schuldig dafür, ohne ihre Familie gegangen zu sein, doch war es für sie eine Möglichkeit, die sie ergreifen musste.

Für Sarina war es zu Beginn vor allem sehr schwer, an der Demokratie teilzunehmen und sie zu genießen, da sie erstens keinen hatte, der ihr das Prinzip und die Vorgehensweise erklärte, zweitens ihr die nötigen Sprachkenntnisse gefehlt haben und drittens hatte sie keinen deutschen Pass, womit sie hätte wählen dürfen. Zu guter Letzt hatte sie sich viele Jahre um andere Dinge kümmern müssen, da sie alleine, ohne Job, ohne Geld und ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland geflohen ist. Sarina sagt, dass sie immer positiv und zuversichtlich war und vielleicht hätte akzeptieren müssen, dass das ihr Leben ist: keine Familie und kein richtiges Zuhause. Sie hatte es sehr schwer, da sie nicht akzeptiert wurde und es ihr schwerfiel, Leute kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Das hat ihr die ersten Kontakte zur deutschen Politik und Demokratie maximal erschwert. Außerdem hat es lange gedauert, die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen.

Wir haben Sarina gefragt, wie sie persönlich die erste Bundestagswahl wahrgenommen hat. Sie sagte, sie hat es durch die Medien wie Fernsehen oder auch Zeitungen erfahren. Sie hat Schilder und Plakate aushängen sehen und ihr war klar, dass irgendwas Wichtiges für das Land ansteht. Sie hat versucht, sich damit auseinander zu setzen, was aus den oben genannten Gründen aber sehr schwer für sie war.

Das Interview war sehr bewegend und äußerst interessant. Wir haben uns über zwei Stunden mit Sarina unterhalten, da es schwer für sie war, über diese Erfahrungen zu reden. Sarina sagte, dass sie sich freut, ihre Geschichte teilen zu dürfen und so nochmal verdeutlichen kann, wie wichtig es ist, auf sich zu hören und sich treu zu bleiben. Sie ist diesem Land sehr dankbar, welchem sie ihre Familie, ihren Job und ihren Wohnsitz zu verdanken hat. Wir bedanken uns bei Sarina, dass sie sich die Zeit für das Interview genommen hat

Autorinnen: Johanna Issak, Selima Körner und Josie Niemeier 

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