„Ich würde nicht sagen, dass die HafenCity ein Viertel für reiche Leute ist, sondern dass sie kein Viertel für arme Leute ist.”
Wolfgang Weisbrod-Weber
Wohnen in der HafenCity
Herr Wolfgang Weisbrod-Weber ist seit 2015 Bewohner der HafenCity. Nach 30 Jahren im Ausland ist er nach Deutschland zurückgekehrt. Die Wahl fiel sofort auf Hamburg und die neue HafenCity. Nun ist er Mitglied und 2. Vorsitzender im Netzwerk HafenCity e.V. und in weiteren Nachbarschaftsvereinen.
Herr Weisbrod-Weber ist der perfekte Gesprächspartner für die Beantwortung meiner Forschungsfragen über das Wohnen, Leben und Lebensgefühl in der HafenCity. Er eignete sich als Gesprächspartner, da er die Entstehung des neuen Viertels miterlebt hat und mit seiner wichtigen Rolle im Netzwerk HafenCity viele Erfahrungen von sich und Anwohnern zu teilen hat. Nach einer langen Suche nach Gesprächspartnern bin ich auf den Verein Netzwerk HafenCity gestoßen. Nach schneller Kommunikation mit dem Verein schrieb mich Herr Weisbrod-Weber für ein entsprechendes Interview an. Persönlich hat mich vor allem an dem Thema interessiert, warum Menschen in der HafenCity wohnen und wie sich dieser für die Hamburger Zeitgeschichte „neue“ Stadtteil baulich entwickelt hat.
Da Herr Weisbrod-Weber zu der Zeit leider auf Reisen war, konnten wir das Interview nur telefonisch durchführen. Es war ein früher Mittwochmorgen. Wir hatten uns für ein Telefonat verabredet. Trotz des Umstands, dass wir uns nicht gegenübersitzen konnten, hatte das Telefonat viele Vorteile, wie zum Beispiel die Ungestörtheit und die Gemütlichkeit.
Auf die Frage, warum er sich entschieden hatte, dort zu wohnen, sagte er, dass seine Frau aus Norddeutschland in der Nähe von Hamburg käme und die HafenCity „keine festgefügte soziale Struktur“ hat, sondern ein Viertel ist, in dem jeder „neu“ ist. Außerdem stellte er klar, dass Baugemeinschaften das Fundament für den Aufbau einer Gesellschaft in der HafenCity waren. Bei einer Baugemeinschaft handelt es sich diesbezüglich um eine Kooperation verschiedenster Investoren (beispielsweise Kreditinstitute, Privatiers, Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsbaugenossenschaften), die sich zusammenschließen, um einen festgelegten Bereich der HafenCity mit Wohnraum oder gewerblicher oder industrieller Nutzungsfläche zu bebauen. Herr Weisbrod-Weber sagte, „von außen ist die HafenCity eine Einheit, aber von innen gesehen teilt sie sich ziemlich auf“, denn sie besteht aus drei sogenannten Zonen: dem „alten Teil“ rund um den Kaiserkai, wo viele Wohnungen an Investoren verkauft worden sind, dem „mittleren Teil” rund um den Lohsepark und dem „neuen Teil” rund um den Baakenhafen, wo es viele geförderte Wohnungen, Mietwohnungen und Eigentumswohnungen gibt.
Die Antwort, die mich am meisten überrascht hat und wahrscheinlich jeden Außenstehenden überraschen würde, ist, dass rundum fast alle Gesellschaftsklassen vertreten sind. Von der Oberschicht bis zur unteren Mittelschicht. Die HafenCity sei laut Herrn Weisbrod-Weber von außen eine Stadt und von innen vom sozialen Leben her ein Dorf. Als er dort hinzog, lebten dort 3.000 Menschen und es gab einen Supermarkt und eine Schule, was natürlich sehr einem dörflichen Charakter ähnelt.
Zum Abschluss habe ich Herrn Weisbrod-Weber gefragt, ob er solche Stadtentwicklungsprojekte wie die HafenCity befürwortet. Er antwortete mit einem positiven Feedback und einem Appell: „Wir brauchen Wohnraum. Letztendlich muss man neue Gebiete erschließen und die Art und Weise, wie es in der HafenCity gemacht wurde, finde ich ganz gut und wir fühlen uns hier sehr wohl.”
Man kann also feststellen, dass die HafenCity in den letzten Jahren bezahlbarer und sozial fairer geworden ist, dennoch gibt es Luft nach oben und wie schon beschrieben, ist es ein laufender Prozess. Das Lebensgefühl der HafenCity ist dennoch einzigartig, denn es gibt derzeit wenige Viertel der Welt, die von sich behaupten können, dass sie keine schon festgefügten sozialen Strukturen haben.
Abschließend möchte ich noch meinen Dank an Herrn Weisbrod-Weber richten und ihm sehr herzlich für die Möglichkeit eines Interviews danken.
Autor: Marcel