Emma Brier steht zwischen den beiden interviewenden Schülerinnen. Alle drei schauen freundlich in die Kamera. Sie stehen in einem kleinen Park mit Bänken.
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Im fremden Land direkt zuhause

Emma Brier wurde am 25. August 1957 in Sibirien, in der ehemaligen Sowjetunion (heute Russland), geboren. Sie lebte dort bis 1968, bevor sie mit ihrer Familie nach Kasachstan (damals auch Sowjetunion) und schließlich nach Deutschland zog.

Emma Brier lebte in der Sowjetunion erst in einem Mehrfamilienhaus, beziehungsweise unter dessen Dach, mit 20 weiteren Leuten. Sie sagte zu uns, dass für sie dort alles gut war und sie sehr zufrieden mit allem waren und sich nicht beklagen konnten.

In den 80er und 90er Jahren gab es eine „Auswandererwelle“, bei der viele Menschen aus der Sowjetunion auswanderten. Die Auswanderung geschah im Falle von Emma Brier nicht aus Unzufriedenheit oder Ängsten, sondern eher im Sinne einer Art „Familienzusammenführung“. 

Emma Brier wanderte mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern (zu dem Zeitpunkt elf und 13 Jahre alt) am 16. Mai 1991 aus. Dies war auch das erste Mal, dass sie nach Deutschland kam. Ihre Eltern kamen im Jahr 1990 nach Deutschland und ihre Cousine war ebenfalls bereits dort. Es war die Cousine, die ihnen dann auch mit Unterstützung der Kirche die Auswanderung ermöglichte. Ihre Tante war 1988 ausgewandert und half Emma Briers Eltern bei der Emigration. Emma Brier betonte jedoch sehr, dass sie sich in Deutschland direkt willkommen gefühlt hat und sie sagte, dass sie „nach Hause gekommen“ sei. 

Sie reiste mit dem Flugzeug und kam als erstes in der Stadt Bram an und danach in Hittendorf. Nach zwei Wochen in Deutschland kamen sie nach Celle, wo sie für drei Monate in einem Wohnheim lebten, bevor sie eine Wohnung fanden, welche sie allerdings noch mit einer anderen Familie teilten. Nach drei Jahren konnten sie anfangen, ein Haus zu bauen und heute lebt Emma Brier in Winsen (Aller). Alles in allem lässt sich jedoch feststellen, dass die Übersiedlung relativ problemlos und einfach geklappt hat. Um einen deutschen Pass zu bekommen, musste sie auch nur ihre Geburtsurkunde vorzeigen.

Emma Brier und ihre Familie hatten kaum Erwartungen an Deutschland, da sie mit der Einstellung und dem Ziel auswanderten, dass sie sich alles, was sie in Kasachstan hatten, auch in Deutschland schnell wieder aufbauen können. Im Endeffekt war es so, wie die Familie es sich auch vorgestellt hatte – sie hatten nicht erwartet, dass alles vom Himmel fällt. Sie erzählte uns, dass sie keine Sehnsucht nach ihrer alten Heimat hatte und nach der Umsiedlung auch kein einziges Mal wieder dort gewesen ist.

In der Sowjetunion erlernte sie den Beruf Köchin, welchen sie in Deutschland für zwei Jahre in einem Altenheim ausübte. Sonst arbeitete sie noch weitere sechs Jahre in der Pflege, bevor sie 21 Jahre als Kosmetikerin arbeitete. Seit 2021 ist sie in Rente. Ihr Mann fand in Deutschland sogar vor dem Beenden des Sprachkurses eine Arbeit.

Da ihre Eltern mit ihr zu Hause oft deutsch sprachen, konnte sie die Sprache bereits, was ein großer Vorteil war. Dies tat sie auch mit ihren eigenen Kindern und der Rest kam zum Beispiel durch die Schule. Zusammenfassend haben sie aber alle, ob durch Sprachkurse oder durch den generellen Alltag, ziemlich schnell Deutsch gelernt und es dauerte nicht allzu lange, bis sie Anschluss und Freunde fanden.

Deutsche Traditionen, wie zum Beispiel Weihnachten und Ostern kannte Emma Brier bereits von früher und führte diese auch in Deutschland weiter. Zu uns sagte sie, dass sie sehr glücklich hier ist und nichts vermisst. Sie würde immer wieder nach Deutschland aussiedeln und es war für sie und ihre Kinder auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Man hat stark gemerkt, wie dankbar sie für alles ist, was sie hier hat und was sie sich hier aufbauen konnte und sie machte einen sehr glücklichen und durchaus zufriedenen Eindruck auf uns.

Wir danken Emma Brier, dass sie sich die Zeit für ein Gespräch mit uns genommen hat, und wünschen ihr alles Gute.

Autorinnen: Leonie & Amelie

 

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