Ein Teil des Gebäudes vom Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin. Links von dem Gebäude stehen einige Zelte. Davor warten viele geflüchtete Menschen
© Martin Lindner/ Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

Wir sind alle Menschen

Unser Interviewpartner Yüçel ist Anfang fünfzig und in Ankara aufgewachsen. Im Alter von ungefähr 18 Jahren zog er nach Deutschland, da er seine Wehrpflicht nicht erfüllen wollte. Mittlerweile lebt er in Berlin und arbeitet als Koch in einem Kindergarten.

Yüçel eignete sich als Gesprächspartner, da er Erfahrungen, die er mit geflüchteten Kindern im Kindergarten gemacht hat, teilen kann.

Für das Gespräch haben wir Yüçel in seiner Wohnung getroffen. Er hat selbst vorgeschlagen, sich dort zu treffen. In der Wohnung war es ruhig und wir konnten ungestört sprechen.

Wir haben Yüçel zunächst gefragt, ob er eine der sogenannten Flüchtlingswellen präsenter in den Medien wahrgenommen hat als die andere. Er meint, dass es unterschiedlich war. 2015 in Syrien haben die Länder in der Nähe mehr mitbekommen. Er hatte den Eindruck, dass mit der aktuellen Situation anders umgegangen wird, weil die Ukraine in Europa ist und Syrien in Asien. Er erzählte auch, dass es auf der gesamten Welt schlimm sei, aber wir es anders aufnehmen würden, weil es uns nicht direkt betrifft. Es sei für die Flüchtlinge schwer, sagte er. Wir müssten alle gleich behandeln, aber das machten wir nicht.

Unsere zweite Frage war, ob die Organisation und Koordination seitens der Regierung besser als 2015 seien. Er bejahte, aber schlussfolgerte nicht nur wegen eigenen Erfahrungen. Er bezog sich erneut auf die geografische Lage der Länder und die unterschiedlichen Kulturen. Er berichtete aber auch über unterschiedliche Aufnahmekriterien, die für Geflüchtete gelten. Als Beispiel nannte er, dass ukrainische Schüler ohne Abitur auf Universitäten angenommen werden. Der Unterschied sei groß, was nicht sein darf. Der wichtigste Punkt ist, dass alle Menschen seien. Es sei eine Schande, Flüchtling zu sein und von einem Land in ein anderes flüchten zu müssen.

Die nächste Frage, die wir ihm stellten, war etwas persönlicher. Wir sind auf seine Arbeit im Kindergarten eingegangen und fragten ihn, inwiefern sich die beiden Situationen auf ihn persönlich ausgewirkt haben. Als Antwort auf diese Frage hat er Erfahrungen mit Kindern aus dem Kindergarten geteilt. Er setzte uns ins Bild und erzählte, dass es dort mehr Kinder ohne deutsche Herkunft als Kinder mit deutscher Herkunft gibt. Er ging auf die doch deutlich unterschiedlichen Erfahrungen der Kinder ein. Zum Beispiel wissen manche, was Waffen sind, andere nicht.

Als nächstes fragten wir, ob er gesellschaftliche Unterschiede im Hinblick auf Akzeptanz und Hilfsbereitschaft wahrnahm. Auch diese Frage beantwortet er mit ja. Er schilderte, dass es 2015 gegenüber Syrern sehr viele Vorurteile gab. Sie seien angeblich aggressiv und gewalttätig. Wenn mal einer/eine ein Verbrechen begangen habe, wurde es in den Medien sehr groß gemacht. Aus seiner Sicht wurden Ukrainer sehr herzlich aufgenommen. Das sollte für jeden so sein, nicht nur für Ukrainer. Ukrainer haben sofort Sozialhilfe und Wohnungen bekommen, Syrer hingegen haben Asylheime bekommen, berichtet er von seinem Eindruck.
Auf die Frage, ob er eine Person kennt, die 2015 oder 2022 geflüchtet ist, antwortet er mit nein.

An ein Event, welches ihm in Erinnerung geblieben ist, kann er sich nicht erinnern. Er weiß allerdings, dass es 2015 in der Turmstraße eine Aufnahmestelle gab und er noch nie so eine lange Schlange gesehen habe.

Wir danken Yüçel für seine Zeit und Bereitschaft, seine Erfahrungen mit uns zu teilen.

Autoren: Anton, Colin, Leander & Thinh

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